Herausragende Brückenprojekte kennzeichnen derzeit die Magdeburger Infrastruktur. Die unter dem Begriff „Ersatzneubau Strombrückenzug“ subsumierten Baumaßnahmen beinhalten: den Neubau über die Alte Elbe als Pylonbrücke und den Bau eines einhüftigen Rahmens über die Zollelbe. Realisiert wird das Projekt „Strombrückenzug“ von HOCHTIEF Infrastructure zusammen mit SEH Engineering und Kemna Bau Ost.
Bei der Schalung der 63 m hohen Pylone kamen zwei Doka-Selbstkletterrüstungen SKE 100 plus unter Verwendung der Westag-Schalhaut Betoplan Top MF5500x2500x21 mm zum Einsatz. Beim Massivüberbau war die Westag-Schalhaut RS special 10 mm geölt erste Wahl. Uwe Gassmann, Teamleiter Vertrieb Schalung der Westag AG, beriet die Baustelle bezüglich der einzusetzenden Schalhaut.
Zur Vorgeschichte: Das Hochwasser von 2013 hat die denkmalgeschützte Anna-Ebert-Brücke irreversibel beschädigt. Seitdem ist der Verkehr auf der Brücke nur unter starken Einschränkungen möglich. Ein Ersatzneubau ist unumgänglich. Auch weil der alte Brückenzug aus Zollbrücke und Anna-Ebert-Brücke den heutigen Verkehrsanforderungen nicht mehr gerecht wird. Der Kfz-Verkehr wird auf den Brücken im Gleisbereich geführt. Außerdem fehlen ausreichend breite Geh- und Fahrradwege.
Fünf Meter hohe Betonierabschnitte in Sichtbeton SB3
Ende 2019 starteten die Bauarbeiten, deren Gesamtkosten auf ca. 180 Mio. Euro beziffert werden. Beim traditionellen Ersten Spatenstich betonte Sachsen-Anhalts damaliger Verkehrsminister Thomas Webel die Bedeutung der Baumaßnahmen und erklärte: „Heute ist ein guter und wichtiger Tag für Magdeburg, an dem nun endlich mit dem Bau einer weiteren leistungsfähigen Elbquerung begonnen werden kann.“ Sie sei für den innerstädtischen, aber auch für den überregionalen Verkehr von großer Bedeutung, da sie Ostelbien ans Zentrum anbinde und zugleich große Verkehrsmengen aus dem Umland flüssig durch die Landeshauptstadt führen werde.
Mit der Errichtung der Pylone erhält die Silhouette der Landeshauptstadt einen modernen Touch. Wie HOCHTIEF-Bauleiter Paul Schmidt erläutert, besteht jeder Pylon aus zwei Pylonstielen und dem Pylonkopf, in dem die Schrägseile zur Abtragung der Lasten verankert werden. Der Bau der Pylone erfolgte in einzelnen, jeweils fünf Meter hohen Betonierabschnitten, den sogenannten Schüssen.
Doka-Projektleiter Edgar Feist erklärt: „Für diese Pylonschalung wurde ein System aus vormontierten Doka-Top 50-Elementen mit der Doka-Selbstkletterschalung SKE100 plus entwickelt. Mit ihr konnten alle Betonierabschnitte oberhalb des Lagersockels erstellt werden. Es berücksichtigte die Bauwerksgeometrie und gestattete kranunabhängiges Klettern ohne Umbauen der Klettereinheiten. Die Vormontage der 5500 x 2500 x 21 mm und der 5200 x 2000 x 21 mm großen Schalelemente zu transportierbaren Einheiten erfolgte in unserer Doka-Fertigung in Dresden.“ Dort wurde die konfektionierte Betoplan Top MF-Schalhaut von hinten auf den Elementen verschraubt, um sichtbare Schraubenköpfe auf der Schalung zu vermeiden.
Betoplan Top MF 5500x2500x21 mm für gleichmäßige Oberflächenstruktur
Uwe Gassmann: „480 m² Betoplan Top MF-Schalhaut waren für das Bauvorhaben erforderlich. Der Vorteil der Westag-Platte liegt in seiner Melaminoberfläche, die besonders lichtbeständig ist und durch seine hohe mechanische Oberflächenresistenz eine gleichmäßige Oberflächenstruktur ermöglicht.“
Die Trägerschalungselemente wurden gemäß der Abstimmung mit der Baustelle getrennt von den Selbstklettereinheiten mit dem Kran umgesetzt. Das Zwischenlagern der Elemente ermöglichte einen flexiblen und schnellen Umbau zur geometrischen Anpassung der Seitenelemente an den nächsten Betonierabschnitt. Ein schneller Baufortschritt wurde auch durch eine Teilvorfertigung der Bewehrung am Boden ermöglicht. Nach Neupositionierung der Kletterrüstung für den Folgeabschnitt hob der Turmdrehkran die vorgeflochtenen Bewehrungskörbe aus dem Vorfertigungsgerüst zum Einbauort.
Dies, so Paul Schmidt, erforderte einen genau getakteten Terminplan und detaillierte Abstimmungen mit dem Ausführungsplaner. Eine besondere Herausforderung stellten dabei die aus dem vorherigen Betonierabschnitt aufgehenden, bis zu 2,3 Meter langen Bewehrungseisen dar, zwischen denen die vertikalen Bewehrungsstäbe des vorgefertigten Korbes eingefädelt werden mussten. Nach dem Einhub eines Bewehrungskorbes wurden die fehlenden horizontalen Bewehrungseisen von den Arbeitsplattformen des Kletterrüstungsystems eingebaut. Im Anschluss wurden die einzelnen Schalelemente mit Hilfe des Krans montiert.
Innerhalb von nur vier Monaten erreichten so beide Pylone mit dem Schuss 10 eine Höhe von 45 Metern, sodass nun die stählernen Ankerboxen für die Verankerung der Litzenseile per Mobilkran auf den Massivbau aufgesetzt werden konnten. Seitdem wurden abschnittsweise die Pylonflanken bewehrt und betoniert, bis hinauf in den finalen Bauabschnitt 15. Damit wurden die Stahlbauteile fest in den Massivbau integriert. Mitte März 2022 war die Endhöhe der Pylonen (63 m) erreicht. Mit dem zeitgleich fortschreitenden Brückenfreivorbau werden auch schon die Parallellitzenseile in die Pylonköpfe eingezogen.
Schalhaut RS special für den Brückenüberbau
Zur Ausführung der Widerlager auf dem Rückverankerungsfeld der Pylonbrücke, der Zollbrücke und beim Massivüberbau der Strombrücke kam vorrangig das mit der Schalhaut RS special geölt belegte Doka-Schalungssystem FF20 zum Einsatz. Für die sichtbar bleibenden Außenseiten der Widerlager wurde die FF20 nach geplantem Sichtbetonbild belegt und ausgeführt. Die Ausführung des Sichtbetons war auch hier gelungen, betonte Paul Schmidt. Zusätzliche Formkästen für die Flügelwände der Widerlager wurden bei Doka gefertigt und auf die Baustelle geliefert.
Die Holzträgerschalung für den Massivüberbau der Schrägseilbrücke erstellte als Subunternehmer die Holzbau Reichel GmbH aus Callenberg unter Verwendung der Westag RS special geölt 10 mm.
Bildmaterial
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Foto 1: Bildnachweis Westag AG
Massivüberbau mit RS special geschalt
Foto 2: Bildnachweis Westag AG
Massivbau
Foto 3: Bildnachweis Westag AG
63 m hohe Pylone
Foto 4: Bildnachweis Westag AG
Blick auf den Pylonkopf
Foto 5: Bildnachweis Westag AG
Gassmann (l.), Schmidt
Foto 6: Bildnachweis Westag AG
Sauberes Schalungsbild
Foto 7: Bildnachweis Westag AG
Meisterleistung des Ingenieurbaus
Foto 8: Bildnachweis Westag AG
Bauleiter P. Schmidt (r.): Oberflächen und Konen nach Plan
Foto 9: Bildnachweis HOCHTIEF AG
Blick auf die Baustelle
Foto 10: Bildnachweis HOCHTIEF AG
Brückenbaustelle Magdeburg
Foto 11: Bildnachweis HOCHTIEF AG
Spektakuläre Architektur
Foto 12: Bildnachweis HOCHTIEF AG
Pylonenköpfe noch ohne Tragseile